Der Weg zur Hölle…

…ist bekanntlich mit guten Vorsätzen gepflastert. Ja, das Leben ist zu kurz, um schlechte Bücher zu lesen – ich bin raus, habe die „Save your SuB-Challenge 2017” abgebrochen. Margaret Atwoods „Die Unmöglichkeit der Nähe“ konnte ich gerade mal bis Seite 64 ertragen.

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Das Problem dieses Romans: Die ganze Geschichte (es geht um eine Dreiecksbeziehung) wirkt so furchtbar konstruiert, wie ein Schreibexperiment. Die Autorin hatte es wahrscheinlich für einen gelungenen Einfall gehalten, andauernd aus den unterschiedlichen Perspektiven zu erzählen, aber leider geben alle Figuren (Elizabeth, Nate, Lesje) dasselbe Bild ab: melancholisch, gelangweilt, selbstgrüblerisch. Damit lässt sich zwar hervorragend das eigentliche Thema – nämlich die Unmöglichkeit der Nähe – erklären, nur entsteht dadurch auch das Dilemma, dass es den Lesern ebenfalls kaum möglich ist, auch nur ansatzweise eine Nähe zu empfinden und Interesse für diese Personen zu entwickeln. Und ich habe nicht den Eindruck, dass sich das auf den nächsten 271 Seiten ändern wird.

Stattdessen habe ich wieder bei Audible zugeschlagen. Nachdem mich Joachim Meyerhoffs „Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“ fast restlos begeistert hatte, habe ich mir nun auch „Alle Toten fliegen hoch: Amerika“ angehört. Tierfreunden und Zartbesaiteten kann ich davon nur dringend abraten. Kommt in „Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“ schon eine recht verstörende Szene mit einem Zoobewohner vor, beschreibt Meyerhoff in „Alle Toten fliegen hoch“ die wohl schlimmsten Tierquälereien, die überhaupt möglich sind. Bei einem Hörbuch, das eigentlich von den Erfahrungen eines Austauschschülers in den USA handelt, habe ich so etwas einfach nicht erwartet. Gerade, wenn ich die Bilder der einen Misshandlung halbwegs verdrängt hatte, kam Meyerhoff nach allgemein heiteren Schilderungen des amerikanischen Schulalltags unerwartet schon wieder mit der nächsten um die Ecke. Als es dann gegen Ende um das Angeln von Aalen geht, war ich schon fast geneigt, vorzeitig abzubrechen, weil ich die eine widerliche Horror-Szene, die sich in einer chinesischen Schlachterei abspielt, noch gar nicht verkraftet hatte. Ich hielt dann doch durch, ärgere mich aber immer noch, dass ich mir dieses Hörbuch überhaupt angetan habe.

Und deshalb lautet die Devise: Nie wieder ein schlechtes Buch, auch nicht im Rahmen einer Challenge. Aktuell langweile ich mich übrigens mit dem neuen Roman von Jonathan Safran Foer: „Hier bin ich.“ Es geht um die Geschichte einer gescheiterten Ehe. Die ganze Tristesse kenne ich schon aus Margaret Atwoods „Die Unmöglichkeit der Nähe“: Monotonie, Sprachlosigkeit etc. Gut, weil es wieder ein Hörbuch ist, kann ich dabei wenigstens bügeln und Geschirr spülen. Aber fast 12 Stunden lang bei der Hausarbeit immer nur diese öde Beziehungsgeschichte? Manchmal frage ich mich, wie viele Bücher-Bestseller eigentlich tatsächlich ganz gelesen werden. Ich tippe auf 30 Prozent.

Literaturangaben
Margaret Atwood: Die Unmöglichkeit der Nähe
Claassen Verlag GmbH

Hörbücher
Joachim Meyerhoff: Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke
Gesprochen von Joachim Meyerhoff
Random House Audio, Deutschland

Joachim Meyerhoff: Alle Toten fliegen hoch: Amerika
Gesprochen von Joachim Meyerhoff
Random House Audio, Deutschland

Jonathan Safran Foer: Hier bin ich
Gesprochen von Christoph Maria Herbst
Argon Verlag

Nachtrag: Viktoria schreibt mir gerade, dass es nur darum geht, den Büchern aus dem SuB überhaupt eine Chance zu geben! Ich bin also weiter mit dabei!!! 😀 Mein nächstes Projekt: Juist – ein Lesebuch. Herausgegeben von Christine Brückner.